Amazonki

Wie die meisten meiner Projekte entwickelte sich auch Amazonki aus einer Reihung von glücklichen Zufällen und persönlichen Kontakten. Im diesem Falle spielte Victoria Kuriloff eine zentrale Rolle. Sie war Studentin von mir in Bremen und machte mir ihre Heimatstadt L’viv (Lemberg) und die Karpaten schmackhaft. Und so fand ich mich in dieser zauberhaften Stadt wieder und auch Kontakte zur dortigen Hochschule waren über Victoria schnell hergestellt.

Der stellvertretende Direktor (Ostap Manulyak) organisierte spontan einen Vortrag für mich und von da an reiste ich einfach immer wieder hin. Die Idee war schnell geboren: Im Jahre 1797 wurde in L’viv die Oper Amazonki von Józef Elsner (1769–1854, Wahlpole und späterer Lehrer von Frederic Chopin) aufgeführt. Das Libretto schrieb der polnische Nationaldichter Wojciech Bogusławski (1757–1829). Die Handlung der ihre Stadt gegen fremde Aggressoren verteidigenden Amazonen hatte damals wie im Jahre 2015 einen brisanten Unterton. Tatsächlich wurde die Oper auch seit ihrer Uraufführung nicht wieder aufgeführt.

Als ein pädagogisches Projekt war also geplant, die Studierenden der Hochschule, welche mit historischer Aufführungspraxis kaum Erfahrungen hatten, an diese heranzuführen, indem ich sie in Workshops mit dem originalen Material vertraut gemacht habe (eine moderne Übertragung lag ja zu diesem Zeitpunkt noch nicht vor) und wir die Schwierigkeiten mit unleserlichen Stellen, unterschiedlichen Lesarten in Partitur und Klavierauszug, Streichungen, unterschiedlichen Artikulationen etc. diskutierten. Stellten „ungewohnte“ Artikulationen und Spielweisen bereits einige Probleme dar, beharrte ich auch noch darauf, dass es keinen Dirigenten geben wird.

Das war für viele eine große Herausforderung. Organisatorisch vor die unglaublichsten Situationen gestellt (die Besetzung des Orchesters wechselte praktisch täglich…) wurde ich aber von vielen begeisterten Musikern und Musikerinnen unterstützt und insbesondere die Sängerinnen haben enormes Engagement gezeigt: Es war darüber hinaus auch ihre erste Erfahrung mit dem Genre Oper überhaupt und ihre erste szenische Umsetzung.

Alles in allem also eine sehr aufregende Sache!

Wie die Uraufführung im Jahre 1797 fand unsere Aufführung übrigens in einer Kirche statt. Damals wie heute in Ermangelung eines adäquaten Raumes für eine klassizistische Oper.

Amazonki

Opernprojekt Amazonki von Józef Elsner – mit Musikern der Hochschule L´viv, Ukraine, Juni 2015.

Amazonki Józef Elsner, 1. Akt, 1. Szene

Der Ausschnitt der Aufnahme musste so gewählt werden, weil sich leider jemand direkt vor die Kamera gesetzt hatte. Die Sänger stehen auf einem Schachbrett, auf dem sie sich gemäß ihrer Figur hin und her bewegen. Im Vordergrund als Königin (bzw. Dame) Nastya Bardachava.

Amazonki Józef Elsner 1. Akt, 2. Szene

Halena als Arycea, die Tochter der Königin.

Amazonki Józef Elsner, 1. Akt, 3. Szene

Die Königin (Nastya Bardachava) singt über die Macht der Frauen.

Amazonki Józef Elsner, 1. Akt, 5. Szene

Sophia Chayka als Herminia, die abtrünnige Amazone, da sie hier zum Ausdruck bringt, dass doch auch die Liebe – nicht nur das Kämpfen – etwas Schönes und für Frauen Typisches ist.

Amazonki Józef Elsner, 1. Akt, 7. Szene

Herminia (Sophia Chayka) und ihre Freundin Irena (Roxolana Gozhyi). Wahre Freundschaft endet nicht mit dem Tod.

Amazonki Józef Elsner, 1. Akt, Finale Nr. 4

Einer der wunderschönen a cappella-Chöre der Oper. Es geht um die Sehnsucht aller Menschen nach Liebe.

Amazonki Józef Elsner, 2. Akt, 8. Szene

Herminia (Sophia Chayka) besingt den Tod, der immer noch besser ist als unerfüllbare Liebe. Mit wunderschönem Fagottsolo!

Amazonki Józef Elsner, 2. Akt, Finale Nr. 7

Happy end! Herminia (Sophia Chayka) und Agenor (Yurko Hazetsky) haben sich gefunden…